Therapien bei Erwachsenen
Eine logopädische Therapie Erwachsener ist notwendig, wenn…
Sie nach einem Schlaganfall, einer Gehirnverletzung oder durch eine neurologische Erkrankung Schwierigkeiten mit dem gesprochenen/geschriebenen Wort haben und/oder nicht mehr alles verstehen
Sie durch eine Operation, durch Überbelastung der Stimme oder aus ungeklärter Ursache heiser sind und/oder die Stimme nicht mehr belastbar ist (z.B. Berufssprecher oder Lehrer)
Sie durch Erkrankungen (z.B. bei M. Parkinson) eine verwaschene und undeutliche Artikulation haben und die Stimme leiser geworden ist (LSVT®)
Die Dauer einer logopädischen Therapie variiert von 30-60 Minuten und findet in der Regel 1-4 Mal wöchentlich statt.
Intensivtherapien (tägliche Therapieeinheiten) können wir auch durchführen.
Sind Sie – z.B. nach einem Schlaganfall – nicht mehr mobil, können wir Sie auch im Rahmen eines Hausbesuches behandeln. Dies ist jedoch nur auf Verordnung des Arztes möglich.
Ein Rezept (Heilmittelverordnung) für die logopädische Therapie bekommen Sie von Ihrem Arzt (Hausarzt, Neurologen, HNO-Arzt) ausgestellt, sodass die Behandlung von Ihrer Krankenkasse erstattet werden kann. Bitte beachten Sie, dass für erwachsene Patienten, die von Ihrer Krankenkasse nicht von Zuzahlungen befreit worden sind, eine Rezeptgebühr von 10€, so wie 10% vom Rezeptwert als Eigenanteil anfallen.
Sprach- und Sprechstörungen bei Erwachsenen
Die sprachlichen Bereiche, die Ihre Kommunikationsfähigkeit beeinträchtigen, werden in der Therapie behandelt. Bei Schwerpunktsetzung nehmen wir Rücksicht auf Ihre Wünsche (z.B. wenn die Schriftsprache zur Wiedereingliederung in den Beruf wichtig ist). Das Hauptziel der Behandlung ist die Wiederherstellung einer angemessenen und befriedigenden Kommunikation, um den Alltag zufrieden stellend zu bewältigen.
Aphasietherapie: Es werden Übungen zu den Bereichen, Wortfindung, Satzbau (Grammatik), Schriftsprache, Wort- und Textverständnis durchgeführt. Einsatz finden dabei sowohl Bildkarten und Arbeitsblätter, als auch aktuelle Artikel aus Zeitschriften. Praktische Übungen (z.B. Einkauf planen, Rezept- oder Wegbeschreibungen erstellen etc.) sind auch Teil der Therapie.
Sprechapraxie: Das gezielte Anbahnen und Abrufen der gestörten Laute wird geübt. Die Laute werden dabei durch Vorsprechen (Hören), Mundbilder (Sehen) und taktile Reizgebungen (Fühlen) unterstützt. Bei sehr stark eingeschränkter Kommunikation setzen wir Ersatzstrategien (Umschreiben, Zeichnen etc.) ein.
Dysarthrietherapie: Der Schwerpunkt der Behandlung liegt auf einer Verbesserung der Verständlichkeit, und daher arbeiten wir in den Bereichen Artikulation, Stimme, Haltung, Atmung und Intonation (Betonung). Mundmotorische Übungen fördern die Beweglichkeit, Koordination und Kräftigung der Sprechmuskulatur.
Die Dysarthrietherapie (Stimmschwäche und Artikulationsstörung) bei M. Parkinson behandeln wir mit der LSVT (Lee Silverman Voice Treatment) Methode, die sich bei den Symptomen dieser Krankheit als besonders effektiv erwiesen hat.
Stimmstörungen (Dysphonien) bei Erwachsenen
Das Hauptziel im Bereich der Stimmtherapie liegt auf der Verbesserung des Stimmklanges und der Belastungsfähigkeit der (Sprech-) Stimme. Die Übungsschwerpunkte richten sich nach den individuellen Symptomen, so kann die Stimme z.B. heiser, belegt, kratzig, oder brüchig klingen, gepresst bzw. zu hoch sein. Zusätzlich können Missempfindungen wie Kloß-, Enge-, Druck- oder Fremdkörpergefühl auftreten, so wie erhöhter Räusperzwang, Hustenreiz oder Atembeschwerden auftreten. Die Stimme ist nicht belastbar und ermüdet schnell. Die verursachenden Faktoren werden gemeinsam mit dem Patienten ausfindig gemacht, anschließend folgen Übungen zur Regulierung der Muskelspannung, Atmung, Resonanz und Artikulation, Wahrnehmung und Veränderung der Spannungszustände im Kehlkopf. Ich arbeite dabei hauptsächlich nach dem Konzept der funktionalen Stimmtherapie .
Man unterscheidet zwischen organischen, funktionellen und psychogenen Stimmstörungen.
Organische Dysphonie
Eine organische Dysphonie tritt nach diversen Keklkopferkrankungen auf, z.B. Stimmbandknötchen, Ödemen, Polypen oder Tumoren im Kehlkopfbereich und nach deren Entfernung, bei Stimmbandlähmungen (z.B. nach Schilddrüsen OP) oder Entzündungen.
Funktionelle Dysphonie
Eine funktionelle Dysphonie entsteht bei falschem Gebrauch oder zu starker Belastung der Stimme. Stimmintensive Berufe (z.B. Lehrer, Kindergärtner etc.) oder ein gewohnheitsmäßiger Fehlgebrauch der Stimme auch in der Freizeit, sind die häufigsten Ursachen einer Stimmveränderung. Sind die Muskeln im Hals- und Mundbereich zu stark verspannt, klingt die Stimme meistens gepresst, zu hoch und angespannt, man spricht von einer hyperfunktionellen Dysphonie. Bei zu schwacher Muskelspannung, kraftlosem oder behauchtem Stimmklang, spricht man von einer hypofunktionellen Dysphonie.
Psychogene Dysphonie
Bei der psychogenen Dysphonie handelt es sich um eine „psychogene Heiserkeit“, d.h. die Stimmstörung wird nicht durch übermäßige Stimmbelastung oder organische Faktoren (Knötchen, Ödeme, Polypen oder Tumoren), sondern durch psychogene Faktoren (Stresssituationen, psychische Belastungen, Schockerlebnisse, Mobbing, Neurosen oder Depressionen) ausgelöst
Artikulationssrörungen (Dyslalie, Rhinophonie) bei Erwachsenen
Auch bei Erwachsenen ist eine Behandlung der Artikulation (z.B. Lispeln) noch möglich. Der Aufbau der Therapie entspricht dem der Artikulationstherapie bei Kindern, natürlich ohne „Spielverpackung“. Zusätzlich finden noch Übungen zum Sprechen unter Stress (Telefonieren, Vortrag, erhöhtes Tempo) und Leseübungen statt.
Facialisparese
Eine Facialisparese bzw. „Gesichtslähmung“ ist eine Schwäche oder Lähmung der Gesichtsmuskulatur, die eine oder beide Gesichtshälften betreffen kann. Die Bewegungen von Stirn, Augenlid, Nase, Wangen und Lippen können beeinträchtigt sein. Die Muskeln können sich nicht wie gewohnt bewegen. Veränderungen in der Empfindung (Gesichtsausdruck kann nicht mehr gesteuert werden), Probleme beim Essen und Trinken und eine erschwerte Aussprache zählen zu den häufigen Beschwerden.
Je nach Art und Schweregrad der Lähmung ist der Beginn der logopädischen Therapie individuell zu entscheiden. Durch gezielte Kältestimuli (Therapie der Facialisparese nach PNF mit Eisbehandlung) als einleitender Stimulus, werden die Gesichtsmuskeln vorbereitet und eine Tonuserhöhung über die Haut-Sensorik erreicht. Hierauf bauen dann die Übungen auf, die das neuromuskuläre System stärken und Tonus, Kraft, maximale Beweglichkeit und Ausdauer der Muskeln fördern.